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Durch das ehemalige Nordrhodesien

Posted by on 31. März 2014

Von der Hauptstadt Malawis, Lilongwe, fahren wir zur sambesischen Grenze Richtung Chipata. Auf der malawischen Seite geht alles ganz einfach. Den Landy trage ich selbst in ein Buch ein und bekomme den Ausreisestempel im Carnet. Gleiches erfolgt mit dem Reisepass. Auf der Seite von Sambia muss ich dann zum ersten Mal, zusätzlich zu meinen 50 USD Visagebühren, eine Abgassteuer für den Landy bezahlen. Abhängig von den Kubikzahlen des Motors berechnen die Sambianer/Sambalesen/Sambeser/??? die Steuer. Bei mir werden ca. 20 USD zzgl. 5 USD Authoritygebühren fällig. Da fühle ich mich schon fast wie in Deutschland. Vermutlich haben mal ein paar deutsche Finanzbeamte in Sambia Urlaub gemacht und denen ne neue Steuer beigebracht… Zum ersten mal in einem afrikanischen Land möchten sie hier auch eine Gelbfieberbescheinigung sehen. Alles in allem geht aber alles sehr einfach. Mit Carnet und Reisepass läuft alles sehr reibungslos und professionell ab. Die Grenzbeamten sind freundlich und ordentlich. Bestechung ist hier ein Fremdwort – so scheint es jedenfalls bei der Einreise – doch dazu später.

In Chipata besorgen wir uns erst einmal eine neue Simkarte fürs Handy. Mittlerweile habe ich eine rießen Sammlung an Simkarten, da wir in jedem Land eine neue kaufen. Die Karten sind spottbillig und eine Registrierung geht flott. Meistens kaufen wir für ein paar wenige Euros ein Datenvolumen, mit welchem wir dann mobil ins Internet können. Karten gibts an jeder Straßenecke und es ist phantastisch, wie selbst bei Stromausfall und Dauerregen die Aktivierung mit jedem noch so einfachen Handy an einem kleinen Stand unter einem Schirm am Straßenrand funktioniert. Generell können wir Deutschen noch viel im Bereich Mobilfunk von Afrika lernen. Auch viele Funktionen im Mobilbanking sind hier Standard und bei uns nicht einmal verfügbar. Diese Ansätze werde ich dann in der Bank weiterverfolgen wenn ich zurück bin. Jedenfalls ist unsere Simkarte für Sambia startklar und kann sofort verwendet werden. Jetzt nur noch an einen Geldautomaten und ein paar sambische Kwacha rauslassen. Das Umrechen bereitet mir etwas Schwierigkeiten. Viele Preise sind in Tausendern angegeben, so kostet z.B. eine Dose Bier 7.000 Kwacha. Der Geldautomat spuckt allerdings keine Tausender, sondern maximal Hunderter aus. Im Supermarkt erklärt uns dann ein freundlicher Mitarbeiter, dass ich einfach die drei Nullen weglassen soll. Vor kurzem wurde wohl was an der Währung geändert und neue Banknoten eingeführt. Ok. Jetzt bin ich erst recht verwirrt. Also kostet das Bier 7 Kwacha. Ist dass jetzt teuer oder billig? Und durch was muss ich jetzt teilen? Meine Währungs-App auf dem Handy blickt auch nicht durch. Aber eigentlich ist es auch egal. Ein Sixpack Bier wandert auf jeden Fall in den Kühlschrank. “Quatscha” hin oder her.

Wir erreichen unser erstes Camp in Sambia (Mama Rula) gegen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein. Das gabs seit Tagen nicht mehr. Also alles aus dem Auto raus und trocknen. Die Handtücher riechen schon brandgefährlich. Noch dazu ist uns vor kurzem Wasser ausgelaufen und hat den Landy von innen überschwemmt. Sogar ein kleines Pflänzchen ist schon gewachsen. Bis jetzt konnten wir das Ganze kaum trocknen und so sind wir über jeden Sonnenstrahl froh. Leider hält das Wetter nicht lange an. Als das Handtuch gerade wieder menschliche Formen annimmt, knallt es mächtig am Himmel und innerhalb von wenigen Minuten sieht es so aus, als ob demnächst die Arche Noah vorbeischwimmt. Es schüttet erneut aus allen Kübeln. Diese Regen hier sind wirklich kaum zu beschreiben. Es kommt runter was geht. Volle Pulle. Innerhalb von Sekunden bin ich komplett durchnässt und wir schaffen es gerade rechtzeitig unsere Sachen wieder einigermaßen im Auto zu verstauen. Natürlich ist immer noch alles nass. Diese extremen Regengüsse beeinflussen uns auch bei der Campplanung. Innerhalb von Minuten verändert sich nämlich ein noch wunderschöner Campingplatz in mehrere kleine Flüsse. Mittlerweile planen wir sehr genau bei unserer Ankunft, wo das Wasser sich sammeln und herunter laufen wird. Dazu kommt der Untergrund. Selbst mit einem Allrad-angetriebenen Fahrzeug kann man ruckzuck mal steckenbleiben bzw. man vernichtet beim Herausfahren aus dem durchtränkten Boden den kompletten Platz. Der Regen hält die ganze Nacht lang an und so packen wir am nächsten Morgen wieder einmal alles patschnass zusammen und fahren weiter.

Unterwegs müssen wir noch ein paar bürokratische Sachen erledigen. Unter anderem müssen wir an die Bank ein Formular schicken,welches wir per Mail als PDF erhalten, ausdrucken müssen und dann unterschrieben wieder einscannen und per Mail zurück schicken müssen. Zu Hause alles kein Problem. Aber hier? In der nächst größeren Stadt suchen wir ein Internet Café. Leider ohne Erfolg. Ein freundlicher Mann bietet umspann seine Hilfe an und sagt, wir sollen ihm in seinen Shop folgen, dort hätte er alles, was wir benötigen. Das müssen wir testen. Als wir an seinem Copyshop ankommen, finden wir zwei Kopierer vor. Nach kurzer Zeit kramt er einen Scanner heraus und ich starte unser Notebook um die Treiber zu installieren, welche er sogar auf CD da hat. Über unser Handy verbinde ich uns mit dem Internet und lade die PDF herunter. An einem seiner Kopierer können wir tatsächlich auch drucken und nachdem wir das Dokument ausgefüllt haben, klappt sogar mit dem Scanner alles. Mittlerweile haben sich einige Leute im Shop eingefunden und schauen unserem Technikaufbau gespannt zu. Sowas gibt es hier nicht alle Tage. Nach knapp einer Stunde haben wir alles erledigt, bedanken uns herzlich bei dem netten Mann und fahren weiter.

Unsere Fahrt führt uns an den Luangwa Fluss, genauer in das Bridge Camp, welches direkt am Fluss und in der Nähe der großen Hängebrücke liegt. Wir erreichen die Gegend erst bei Dunkelheit und wieder einmal schüttet es aus allen Kübeln. Plötzlich steht dann im Dunkeln diese rießen Brücke vor uns. Wir passieren sie langsam, sichtlich beeindruckt, und kommen am Ende der Brücke auf einen Polizeiposten, der uns passieren lässt. Dann geht es ins Camp, wo wir unser Abendessen am offenen Feuer kochen. Die Luangwa-Hängebrücke wurde bereits 1934 erbaut und ist die einzige Verbindung der Great East Road über den Luangwa Fluss. Am nächsten Morgen beschließen wir, diese Brücke noch einmal genauer anzuschauen, in der Nacht bei Regen kam sie uns so gewaltig vor. Als wir den Polizeiposten erneut erreichen, erscheint uns die Brücke etwas kleiner, aber dennoch ist es sehr interessant diese Hängekonstruktion genauer zu sehen. Ich mache ein Bild davon. Und damit den Fehler des Tages. Ein Polizist kommt auf unser Auto zu und sagt irgendwas von “big offence”. Shit. Meint der etwa mich? Kurz darauf nimmt er mir die Kamera weg und geht zurück zu seinem Posten. Ich hinterher. Mir dämmert es schon. Vor lauter Brücke habe ich vergessen zu fragen, ob ich ein Bild machen darf. Das passt dem Polizisten natürlich überhaupt nicht. Er erzählt mir, dass es sich um eine grobe Straftat handelt, die Brücke zu fotografieren. Wir werden nun auf den “Inspector” warten und dann gemeinsam zum Gericht gehen, wo mich eine saftige Strafe erwartet. Jedenfalls sagt er das. Wir sind allerdings auch schon etwas Polizei und Afrika erfahren, so dass wir wissen, dass es auch einen anderen Weg und vermutlich gar keinen “Inspector” gibt. Dennoch lässt der Polizist nicht locker. Er könne uns nicht trauen, wir könnten die Bilder für Terroranschläge missbrauen, letztendlich würden wir die Sicherheit Sambias gefährden. Ordentliche Vorwürfe. Die er durchaus ernst meint. Ich erkläre ihm, dass ich ein ordentlicher Christ bin (Sambia besteht über 80% aus Christen) und keine Bombenanschläge plane. Ich schlage ihm vor, das Bild vor seinen Augen zu löschen. Wir unterhalten uns lange über Christen und Kirche, was ihm sehr wichtig erscheint. Zusätzlich bedaure ich natürlich zutiefst mein Handeln. Aber es ist ein hartnäckiger Hund. Ich frage ihn, ob ich ihm vielleicht anderweitig helfen kann und denke dabei an ein paar restliche Dosen Bier im Kühlschrank. Dabei muss man allerdings aufpassen, dass die Art der Bestechung nicht deutlich zu erkennen ist. Letztendlich einigen wir uns nach langen Gesprächen auf 100 Kwacha (ca. 20 Dollar) und zwei Dosen Bier. Damit hat er einen Top-Deal gemacht. Das weiß er und ich auch. Das Bild lösche ich dann noch vor seinen Augen, nachdem er es mit seinem Handy von der Kamera abfotografiert hat. Dann verschwinden wir ziemlich schnell. Ruckzuck fällt ihm nämlich noch was anderes ein. Wenn diese Polizisten einen erstmal in der Mangel haben, dann möchten sie gerne noch etwas mehr herausquetschen. Also ab durch die Mitte. Durch diese Geschichte gibt es keine Detailaufnahme dieser wunderschönen Hängebrücke.

Wir erreichen Lusaka, die Hauptstadt Sambias, am späten Nachmittag und kehren nach ein paar Besorgungen in der Stadt im Eureka Camp ein. Hier begrüßen uns Zebras und Impalas, welche frei im Camp herumlaufen. Der Platz ist sehr schön angelegt, grünes Gras, dazu kleine Hütten als Unterstand vor dem Regen (oder der Sonne) und keine Mosquitos. Sogar die Zebras besuchen uns und grasen direkt neben dem Landy. Da das Wetter zum ersten mal seit zwei Wochen nicht nach Regen aussieht und auch die Nacht regenfrei war, beschließen wir am nächsten Tag noch zu bleiben und erstmal alle unsere Sachen durchzuwaschen. Die Handtücher sind mittlerweile kriminell und können kilometerweit gerochen werden. Dazu tut es dem Landy und dem Dachzelt mal richtig gut, eine ordentliche Portion Sonne abzubekommen und einen Tag lang richtig durchzuatmen. Wir spannen eine lange Leine um unser Camp und schon am frühen Nachmittag ist die frisch duftende Wäsche komplett trocken. Welch eine Wohltat. Sogar unter dem Alutisch hatte sich in den Ecken schon etwas Schimmel gebildet und nun ist alles wieder sauber und vor allem trocken! Wir sind richtig erleichtert. So können wir am nächsten Tag wieder richtig durchstarten!

Dann geht es weiter zu den bekannten Victoria Fällen nach Livingstone. Ich war ja bereits vor ca 1,5 Jahren schon einmal hier. Damals führten die Fälle allerdings kaum Wasser, da Trockenzeit herrschte. Dieses Mal müsste es anders ein. Es hat viel geregnet und der Sambesi führt zur Zeit sehr viel Wasser. Wir packen am frühen Morgen alles zusammen und machen uns vom Campingplatz mit dem Landy auf zu den Fällen. Nach ein paar Kilometern kommt eine Polizeikontrolle. Dieses mal habe ich ja alle Papiere und auch am Zoll bei der Einreise habe ich ja einiges bezahlt (Emissionssteuer, Council Fee, etc.). Ich begrüße den Polizisten freundlich. Er fragt mich nach irgendeinem Beleg. Hab ich. Ich drücke ihm meine ganze Sammlung in die Hand. Er schaut alles durch und meint dann, dass dieser eine Beleg aber nicht dabei sei…. Das gibts doch nicht. Was genau fehlt denn jetzt? Anscheinend eine Straßenbenutzungsgebühr, welche die Kollegen am Grenzübergang in Chipata wohl gerne vergessen zu kassieren. Die Jungs hier wissen bescheid. Sie wissen genau, welches Auto sie nach was fragen müssen. Irgendein Beleg fehlt fast immer. Ich diskutiere anschließend mit der Chefin rum. Sie erwähnt dann noch nebenbei, dass ich jetzt eigentlich eine Strafe bezahlen müsste. Sie hat Glück, dass mir dabei nicht der Kragen platzt… In Chipata hatte ich alles erforderliche bezahlt und niemand hat mich auf eine weitere XY-Gebühr hingewiesen. Wir einigen uns dann darauf, dass ich die erforderlichen 20 Dollar am nahegelegenen Grenzübergang bezahle und mit dem Beleg zurückkomme. Ok. Ich spengle also an den Grenzübergang und gehe ins Büro eines weiteren Bürokraten. Dieser ist sehr freundlich und ich komme mit ihm gut ins Gespräch. Wir reden über Deutschland und Frauen, er würde am liebsten eine aus Deutschland heiraten. Wie alle Afrikaner. Es ist immer die gleiche Masche. Dennoch verstehen wir uns so gut, dass er mir nur eine Gebühr von 10 Dollar statt der erwarteten 20 Dollar berechnet. Perfekt. Da ich den Wisch nun habe, fahren wir jetzt aber erst mal seelenruhig zu den Fällen. Die Polizei kann warten.

Schon von weitem sieht man eine dösende Wasserstaubwolke. Dazu kommt ein tiefer grollender Sound und je näher man zu den Fällen kommt, desto gewaltiger wird beides. Dieses mal ist der Besuch umwerfend. Es ist kaum zu glauben. Die Wassermassen sind so gewaltig, man kann es in Worten kaum beschreiben. Noch dazu ist auf der sambesischen Seite ja nur der kleinere Teil der Fälle zu sehen. Der Großteil befindet sich auf der Seite von Simbabwe. Mit großer Entfernung ist es je nach Wind möglich, das ein oder andere Foto von Teilen der Fälle zu machen. Ansonsten ist der aufgewirbelte Wasserstaub so gewaltig, dass man kaum etwas sieht. Wir bereiten uns auf den Rundgang vor und verpacken unsere Kameras und Handys wasserdicht. Dann geht es los. Wir laufen mitten in die tosende Wolke hinein. Was in diesem Moment vom Himmel herunterkommt ist nicht zu beschreiben. Es schüttet in Strömen innerhalb dieser Wolke. In Sekundenbruchteilen sind wir bis auf die Unterhose pitschnass. Selbst unter meiner Regenjacke, wo ich die Kamera trocken zu versuchen halte, bin ich völlig durchnässt. Aber es ist richtig schön. Als wir über eine Brücke laufen und der Wind gerade günstig steht, kann ich die Fälle gut erkennen. Ich bleibe stehen und genieße diese Naturgewalt. Schon ein paar Sekunden später dreht der Wind und die Wasserwolke kommt mit voller Wucht wieder zurück. Da ich eh schon pitschnass bin, bleibe ich einfach stehen und genieße den Augenblick. So habe ich die Fälle wirklich noch nicht erlebt. Man fühlt sich als Teil dieser umwerfenden Natur, man ist mittendrin. Nach zwei Stunden Aufenthalt sind wir vollkommen durchnässt, aber überglücklich. Die Victoria Wasserfälle unmittelbar nach der Regenzeit auf diese Art und Weise zu erleben, gehört für mich zu den prägendsten Eindrücken dieser Reise!

Auf dem Rückweg rechne ich dann schon mit einer launischen Polizistin. Doch als wir die Stelle passieren, befindet sich die ganze Mannschaft gerade in der Mittagspause und ist nicht anwesend. Glück gehabt.

Am darauffolgenden Tag fahren wir dann zum spannenden Grenzübergang nach Kazungula, Richtung Botswana. An dieser Stelle müssen wir mit einer kleinen Fähre über den Sambesi nach Botswana übersetzen. Zwar gibt es anscheinend seit 2007 Bemühungen eine Brücke zu bauen, bis heute ist das aber noch nicht geschehen. Die ersten Bauarbeiten haben allerdings begonnen und in ein paar Jahren werden die Fähren vermutlich Geschichte sein. Schon auf der sambesischen Seite müssen wir botswanische Pula tauschen, da die Botswaner keine andere Währung akzeptieren – wir aber Autogebühren und Versicherung bezahlen müssen. Nachdem wir dann das Ticket gelöst und Pulas getauscht haben, können wir zusammen mit einem LKW die Fähre befahren. Die Überfahrt dauert knappe 10 Minuten und so richtig vertraue ich dieser Fähre nicht. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass eine dieser Fähren hier abgetrieben wird. Es klappt aber alles bestens und schon kurze Zeit später betreten wir den Boden Botswanas.

 

 

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