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Die Reise geht weiter

Posted by on 17. März 2014

Seit ungefähr 3 Wochen sind wir wieder unterwegs. Am 21. Februar sind wir in Marsabit gestartet. Wir, das sind Bernhard, meine zwei Großcousins Luka und Simon und ich. Da die Strecke nach Isiolo nach wie vor gefährlich bleibt und wir ja unsere Erfahrungen schon gemacht haben, fahren wir mit einem bewaffneten Home-Guard bis Archers Post. Zum Glück geht auf der Strecke alles gut und es gibt keine weiteren Zwischenfälle. Dennoch ist mir etwas flau im Magen als wir die Überfallstrecke passieren und sogar der Homeguard ladet sein Gewehr durch. Bei Archers Post besuchen wir den Samburu National Park und verbringen eine Nacht im Bushcamp. Im Park sehen wir große Elefantenherden, Zebras, Giraffen, Warzenschweine, einen Schakal, unzählige Antilopen und Vögel. Der Samburu National Park ist nicht sehr überlaufen von Touristen, da er abseits der Metropole Nairobi liegt und somit etwas aufwendiger zu erreichen ist. Nach zwei schönen Gamedrives fahren wir am folgenden Nachmittag weiter nach Nairobi. Papa fliegt von hier aus zurück nach Deutschland. Simon, Luka und ich werden die Tour nach Südafrika fortsetzen. Wir bleiben vier Nächte in Nairobi bei Chris` Jungle Junction – ein schon fast legendärer Ort für Overlander. Chris hat auch immer ein paar Tipps für die Weiterreise parat. So auch in unserem Fall. Nachdem wir alle letzten organisatorischen Dinge in Nairobi geklärt und Papa zum Flughafen begleitet haben, brechen wir Richtung Uganda auf. Chris rät uns, über die Gegend des Mount Elgon nach Uganda einzureisen. Ein sehr angenehmer Grenzübergang ohne nervige Fixer. Noch dazu landschaftlich sehr schön und offroad zu fahren. Somit fahren wir also durch das wunderschöne Rift Valley nach Iten, der Heimat der kenianischen Langstreckenläufer. In dieser Höhe trainieren Kenias beste Läufer in Trainingscamps. Am darauffolgenden Tag erreichen wir bei Suam die Grenze nach Uganda. Die Aus- bzw. Einreise mit dem Landy erfolgt problemlos. Die Zöllner sind sehr freundlich und begrüßen uns herzlich. In Uganda muss ich 22 USD Straßennutzungsgebühr bezahlen, die mir auf dieser Offroadstrecke doch sehr fraglich vorkommen. Rund um den Mount Elgon geht es bergauf und talab auf unwegsamen Pisten mit Stein- und Sandpassagen, die nur mit einem Allradfahrzeug zu bewältigen sind. Wir erreichen kleine Dörfer und Kinder am Straßenrand winken uns lächelnd zur Begrüßung zu. Nach knapp 100 Kilometern offroad kommen wir erst bei Kapchorwa wieder auf eine geteerte Straße. Offroadfahren ist anstrengend und so verbringen wir die erste Nacht in Uganda bei den „Sipifalls“ – drei aufeinanderfolgenden Wasserfällen, die den Mount Elgon hinunterstürzen.

Dann geht es weiter zu einem lang ersehnten Ziel. Dem Nilursprung in Jinja. Jinja liegt am größten See Afrikas, dem Lake Victoria. Er verbindet die Länder Kenia, Uganda und Tansania miteinander. Aus dem Lake Victoria entspringt der (blaue) Nil, welcher bis nach Ägypten ins Mittelmeer mündet und somit der längste Fluss der Erde ist. Der Nil ist phantastisch. Rießengroß und erhaben schlängelt er sich wie eine Schlange durch Afrika. In Jinja an den Bujagali Falls, wo wir drei Nächte verbringen, wurde mittlerweile ein großes Stauwehr zum Stromerzeugung gebaut. Weiter nördlich gibt es massig Angebote, den Nil einen Teil hinunter zu raften. An dieser Stelle Ugandas treffen wir viele Touristen. Auch ganze Reiseveranstalter mit ihren großen Bussen und Overlandtrucks finden sich in Jinja für ein paar Tage ein. Die Camps sind voll von Australiern, Canadiern, Engländern, Deutschen u.v.m. – was wir für drei Tage sehr genießen. Doch dann müssen wir weiter. Zu viel Trubel ist auch nichts. Im Busch haben wir mehr Ruhe und schlafen besser.

Wir fahren weiter in den Westen Ugandas nach Fort Portal, nahe der Grenze zur Demokratischen Republic Congo. Mir fällt auf, dass in Uganda fast alle Frauen ganz kurzes Haar tragen. Frauen mit langen Haaren gibt es kaum bzw. sie nutzen Extensions. Wir sehen ganze Lastwägen voll mit Extensions, es scheint in Uganda Mode zu sein, die naturell kürzeren Haare zu verlängern. Auf unserer Reise in den Westen passieren wir unzählige Bananen-, Kaffee- und Teeplantagen,  Ugandas Hauptexportprodukte. Immer wieder winken uns Kinder vom Straßenrand aus zu. Sie sind unglaublich freundlich und wenn wir anhalten sehr zurückhaltend und höflich. Dies ist nicht in allen afrikanischen Ländern so und mir fällt der Unterschied hier deutlich auf. Fort Portal liegt an den Ausläufern des Rwenzori Massifs, welches mit dem Mount Rwenzori den dritthöchsten Berg nach dem Kilimanjaro und dem Mount Kenia bildet. Hier gibt es viele Kraterseen zu besichtigen, die sich alle in einer hügeligen, prächtig grünen, tropischen Landschaft befinden. Uganda ist wahrlich das grüne Herz Afrikas.

Unsere Fahrt führt uns weiter zum Queen Elizabeth National Park- einer der ältesten Nationalparks Afrikas. Wir verbringen die erste Nacht in einem Bushcamp, welches sich eigentlich mitten im Park befindet. Da es allerdings an der Hauptverbindungsstrecke gen Süden liegt (welche mitten durch den Park verläuft), zählt das Bushcamp nicht zum Park, so dass wir keinen Eintritt bezahlen müssen. Am Abend sehen wir Elefanten, Hippos, Fischadler und unzählige Impalas und Buschböcke am Fluss, welcher eine Verbindung zwischen den zwei Seen Edward und George darstellt, und entscheiden uns dann nicht in den Park zu gehen. Der Eintritt mit 40 USD wäre zwar noch akzeptabel gewesen, aber die Gebühr für fremde Fahrzeuge in Höhe von 150 USD ist uns dann wirklich zu viel. Mitten in der Nacht besucht uns dann doch tatsächlich direkt neben dem Auto ein Hippo. Das Vieh stößt so unglaublich laute Töne aus, dass Simon und ich senkrecht im Dachzelt stehen. Luka bekommt von alledem nichts mit und schnarcht seelenruhig im Auto weiter. Hippos kommen nachts aus dem Wasser um an Land Nahrung aufzunehmen. In diesem Fall frisst es das Gras quasi direkt neben den Autoreifen weg. Ich bin froh, dass das Dachzelt hoch genug liegt…

Auf unserer Reise Richtung Ruanda kommen wir am wunderschönen Lake Bunyoni vorbei. Ca. 13 Kilometer von Kabale entfernt liegt der große und ruhige Gebirgssee, an dem wir Halt machen. Die Landschaft ist mancherorts sogar fast mit dem Schwarzwald zu vergleichen, so schön ist diese ugandische Bergwelt. Nicht weit von hier leben die letzten Berggorillas. Ein Besuch zu ihnen muss bereits im Voraus gebucht werden und mittlerweile verlangen die Veranstalter ca. 600-700 USD für einen kurzen Besuch. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das zu teuer ist. Vielleicht ist es die Erfahrung des Lebens, aber das ist immer Ansichtssache. Ich mache auf der ganzen Reise schon die Erfahrungen meines Lebens und das ganze in 2-3 Stunden und 700 USD zu packen, ist irgendwie nicht so wirklich mein Ding. Somit bleiben die Gorillas ohne Besuch des Globetrotters aus Hartheim. Vielleicht gibt es mal noch einen 3 wöchigen Kurztrip nach Uganda, dann kommen die Gorillas eventuell wieder ins Spiel.

Von Kabale aus fahren wir zur nahe gelegen Grenze nach Ruanda bei Gatuna. Der Grenzübergang verläuft einfach und problemlos. Teilweise gibt es ein paar nervige Fixer und Geldwechsler, die sich alles in allem aber recht einfach abschütteln lassen. Nach knapp 1,5 Stunden ist alles erledigt und wir können nach Ruanda einreisen. Ruanda wird als Land der „1000 Hügel“ beschrieben. Ein Hügel reiht sich am nächsten, wir fahren bergauf und talab, hindurch durch eine Großzahl an Baustellen, welche an einer neuen Straße nach Uganda arbeiten. Der Großteil der Straße ist bereits fertiggestellt und wir erreichen innerhalb einer guten Stunde die Hauptstadt Kigali. Im Guesthouse „One Love“ finden wir einen schönen Stellplatz mitten in der Stadt, wo wir sogar unser Zelt aufschlagen können. Der Name hört sich zwar etwas zwielichtig an, doch das Guesthouse ist sehr ordentlich, alles ist sauber, die Menschen freundlich. Später erfahren wir, dass 50 Prozent der Einnahmen einer Stiftung zu Gute kommen, welche die Opfer des Völkermordes unterstützt. Dabei geht es vor allem um Behinderungen, die durch das brutale Abhacken von Armen und Beinen entstanden sind. Selbst der Besitzer des Hauses hat eine Gehbehinderung. Auch sehe ich hier immer wieder Menschen, denen Arme oder Beine fehlen – ein schrecklicher Verbleib dieses vor 20 Jahren stattgefunden Genozids. Am nächsten Tag gehen wir in das Kigali Memorial Center. An diesem Ort wir der Genocide (Völkermord) an den Tutsis dargestellt. Mir stellt es fast die Luft ab. Durch Bilder, Zitate und vor allem Filmaufnahmen werden hier die Geschehnisse des Jahres 1994 dokumentiert, als die grauenvolle Beseitigung der Tutsis durch die Hutus bzw. die Interahamwe, einer speziell ausgebildeten Tötungseinheit, stattgefunden hat. Was die Menschen hier in dieser Zeit erlebt haben, ist kaum in Worte zu fassen. Filmaufnahmen zeigen in brutalster Weise, wie Menschen der Schädel eingeschlagen wurde, die mit Macheten malträtiert oder Arme und Beine abgetrennt wurden. Es gab keine Gnade. Innerhalb von wenigen Monaten wurden geschätzt eine Million Menschen ermordet. Der Westen wusste darüber Bescheid und die Franzosen hatten bis zuletzt sogar die Interahamwe unterstützt. Aus der ganzen Not heraus hat sich im Land dann die RPF gebildet, die letztendlich erfolgreich gegen die Interahamwe angekämpft hat. Bis zum Sieg der RPF gab es keine westlichen Interventionen. Den Beginn der Rassentrennungen hatten übrigens die Deutschen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gemacht, als sie versuchten, die ruandische Bevölkerung in drei ethnische Gruppen zu unterteilen (Hutus, Tutsis und Twa). Aus dieser Unterteilung ist Stück für Stück ein Hass der Gruppen untereinander entstanden, was letztendlich zum Genocide an den Tutsis geführt hat. Der Film „Hotel Ruanda“ schildert die Geschehnisse in Kino-Manier und beschreibt, wie ein Hutu-Hotelier massenweise Tutsis in seinem Hotel versteckt und letztendlich retten kann. Ich habe den Film vor Jahren gesehen. Was ich allerdings im Kigali Memorial Center gesehen habe, hat mich schwer beschäftigt. Zu was sind wir Menschen fähig? Wie kann es zu so einem Hass untereinander kommen? Wir Deutschen haben einen noch schlimmeren Genocide vor mehr als 70 Jahren an den Juden verübt und dennoch wiederholen sich diese furchtbaren Gräueltaten in unserer Welt (z.B. Kambodscha, Armenien, Kosovo). Es scheint, als habe die Menschheit noch nicht ausreichend daraus gelernt.  Umso wichtiger ist es, dass solche Stätten erhalten bleiben und uns mahnend zeigen, wie unsinnig jeglicher Hass gegen andere Völker und Rassen oder – noch schlimmer – gegen eigene Volksgruppen ist. Hass und daraus resultierende brutale Handlungen können niemals eine Lösung sein.

Am darauffolgenden Tag fahren wir in Gedanken zur Grenze nach Tansania.

 

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