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Im Westen viel neues

Posted by on 19. März 2014

Von Kigali fahren wir an die Grenze nach Tansania. Am Grenzübergang geht alles sehr einfach. Auf der ruandischen Seite müssen wir nur den Stempel für den Reisepass sowie das Carnet abholen. Auf der tansanischen Seite werden 50 Dollar fürs Visum und zusätzlich 20 Dollar Straßengebühr und 5 Dollar für sonst was fällig. Da unser Sprit langsam knapp wird, tanken wir zwischen den Grenzen ein wenig nach, in der Hoffnung, dass auf der tansanischen Seite bald eine Tankstelle kommt, da der Sprit dort anscheinend günstiger sein soll. Aber weit gefehlt….. Die nächste Stadt liegt knapp 100 km entfernt, dazwischen gibt es weder Tankstelle noch Geldautomat… Als wir endlich in der nächsten Stadt ankommen, merken wir, dass es auch hier nicht einmal einen Geldautomaten gibt. Unsere knapp 2×20 Liter Ersatzdiesel im Hintergedanken fahren wir weiter… Als wir in Kibondo ankommen, ist auch der letzte Ersatzkanister aufgebraucht. Der einzigste ATM im Ort akzeptiert unsere Karten nicht… Wieder kein Geld. Noch dazu keinen Diesel. Wir können von hier nicht mehr weiterfahren. Somit versuchen wir unser Glück bei einer Unterkunft, in der Hoffnung, dass wir dort vielleicht ein paar Dollar tauschen können. Aber auch damit haben wir keine Chance. Da Samstag ist und die Banken nicht geöffnet haben, können sie den Wechselkurs nicht bestimmen und trauen uns daher nicht so richtig. Also wieder ab ins Auto und den letzten Diesel in der Stadt verblasen – in der Hoffnung eine Lösung zu finden. An einer Tankstelle haben wir dann Glück. Der Besitzer ist gerade anwesend und bereit, unsere Dollars zu wechseln. Der Kurs ist natürlich nicht berauschend, aber wir sind froh, etwas Diesel in den Tank füllen und mit dem Rest ein paar Bier und unsere Unterkunft bezahlen zu können.

Am nächsten Tag geht es über ruckelige Pisten weiter im Westen Tansanias. Unser Plan ist, abseits der ausgetretenen Touristenpfade im Westen entlang des Lake Thanganika hinunter bis zur malawischen Grenze zu fahren. Hier gibt es kaum geteerte Straßen, die Natur und die Menschen sind noch sehr ursprünglich. Unser Diesel reicht uns bis Kigoma. Die Stadt am Lake Thanganika erreichen wir am späten Nachmittag. Wir gönnen uns erst einmal ein paar Bier und genießen den Ausblick auf den wunderbaren See. Dann ab an den ATM. Geld holen. Banken gibt es hier schließlich genug. Doch leider keinen Strom. Und zwar in der ganzen Stadt nicht. So wie wir erfahren, seit drei Tagen nicht. Also checken wir alle Banken durch und haben doch tatsächlich an einer neu gebauten Bank erfolg. Es scheint, dass dort ein Strombackup besteht und tatsächlich wird auch eine internationale Verbindung hergestellt, so dass die Kiste Geld ausspuckt. (Kleine Info an meine Bankerkollegen: selbst in den entlegensten Gebieten hier gibt es NCR und Wincor Nixdorff Automaten. Ganz Afrika wird von diesen zwei GAA Herstellern bedient.) Auch hier ist Skimming am Geldautomaten weit verbreitet und somit achte ich immer sehr auf einen korrekten Kartenleser und die verdeckte Eingabe der Pin. Die Nacht campieren wir bei den “Brothers of Charity”, die uns netterweise Zugang zu ihrem Grundstück gewähren,welches direkt am Ufer des Sees liegt. Duschen gibt es hier keine, so dass wir erst einmal ins erfrischende Wasser springen. Der See ist extrem klar, er ist der längste und zweittiefste Frischwassersee der Welt. Am Abend genießen wir bei Pasta einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Dem See entlang fahren wir am nächsten Tag gen Süden. Von Kigoma geht es Richtung Mpanda, gute 300 km auf dem so genannten “Highway”, welcher allerdings übelste Offroadpiste ist. Die Straße ist eine der wenigen Verbindungsstraßen im Westen Tansanias und ist in einem desaströsen Zustand. Ohne ein Allradfahrzeug ist die Straße kaum befahrbar. Wir haben Glück, dass der letzte Schauer schon ein paar Tage her ist, dennoch ist die Straße voller Matsch und teilweise so tiefen Furchen, so dass wir nur sehr langsam vorankommen. In den wenigen kleinen Ortschaften entlang der Straße halten wir an und trinken in der örtlichen “Bar” ein schnelles Bier. Dadurch kommen wir mit der Bevölkerung in Kontakt und erhalten immer wertvolle Tipps über den Zustand oder die aktuelle Sicherheit der Straße. Unterwegs treffen wir häufig auf Autos, welche die Piste nicht schaffen. Als drei Männer unter einem Auto liegen, halten wir an, um unsere Hilfe anzubieten. Sie haben ein Loch im Tank, da sie bei einer tiefen Durchquerung auf einem Stein aufgesessen sind. Leider können wir ihnen nicht viel helfen und so lassen wir ihnen ausreichend Wasser da, wofür sie sich herzlichst bedanken.

Unser Nachtquartier schlagen wir am Rande des Katavi National Parks auf. “Sitalike” liegt direkt an einem Fluss, der voll mit Nilpferden ist. An manchen Tagen tummeln sich hier anscheinend bis zu 500 Nilpferde an einem Ort. Auch heute sind viele anwesend und wir können direkt am Wasser mit Blick auf die Tiere campen. Dazwischen gibt es keinen Zaun und keine hohe Barriere, die Tiere könnten jederzeit aus dem Wasser und uns besuchen kommen. Nachts beginnt es dann heftig zu regnen. Um 06:00 Uhr morgens stehen wir auf, schlagen unser Camp in der Dunkelheit ab und fahren zum Eingang des Nationalparks. Wir sind die einzigen Besucher. Trotz Regen beschließen wir den Park zu besuchen, was wir nicht bereuen. Wir sehen Elefanten, Zebras, Giraffen, ein Krokodil, Adler, alle Arten von Böcken, Wasserbüffel und vieles mehr. Der Park ist besonders bekannt für seine große Anzahl von Nilpferden und so sehen wir in jedem noch so kleinen Tümpel unzählig viele “Hippos”. Anscheinend gibt es auch viele Löwen, leider verstecken diese sich aber aufgrund des Regens im Unterholz. Völlig neu für uns sind die extrem lästigen Tsetsefliegen, die wohl in der Regenzeit besonders schlimm sind. Wir können kaum unsere Fenster öffnen, die Viecher klammern sich regelrecht am Auto fest und warten nur darauf reinzuschmettern, um uns zu beißen (was übrigens höllisch weh macht). Sobald eine Fliege im Auto ist, machen wir uns auf die Jagd. Übrigens sollen die Streifen der Zebras u.a. dazu dienen, Tsetsefliegen abzuhalten. Zwischenzeitlich schüttet es aus allen Kübeln. Wir sehen aber immer noch sehr viele Tiere und fahren weiter. Auf dem Weg zu einem See wird es dann zu heftig. Mittlerweile fahren wir im Schritttempo durchs Wasser, welches bereits bis zum Türeinstieg reicht. Zusätzlich wird der Untergrund schwierig, wir sinken immer häufiger schnell ein, was die Sache gefährlich macht. Auf halbem Weg entscheiden wir uns umzudrehen. Die richtige Entscheidung, denn das Wasser wird immer tiefer und der Regen hört immer noch nicht auf. Wir fahren aus dem Park heraus und weiter gen Süden. Unser Ziel ist die Lakeshore Lodge, am Ufer des Lake Thanganika. Durch den starken Regen ist ein Vorankommen nur schwer möglich. Die Straßen sind teilweise komplett überschwemmt und wir durchfahren einige Flüsse, die normalerweise Straßen sein sollten. An einer Stelle wird es dann wirklich abenteuerlich. Mitten durch unsere Straße verläuft ein über die Ufer getretener Fluss. Luka durchläuft den Fluss barfuß, um die Tiefen und eine mögliche Durchquerung zu checken. Glücklicherweise ist er an den meisten Stellen nicht sehr tief und der Untergrund scheint auch stabil zu sein. Langsam durchfahre ich das Wasser und es geht alles gut. Am späten Abend erreichen wir dann die Lakeshore Lodge, wo wir uns vor allem auf die heiße Dusche freuen. Dieses Fleckchen Erde hier am See ist wirklich etwas besonderes. Mit Ausblick auf den Sonnenuntergang über dem See, welcher ihn an diesem Abend lilarot färbt, parken wir unser Auto und errichten unser Camp, wo wir zwei Nächte bleiben.

Leider holt uns der Regen aber auch hier ein und wir entscheiden uns, ins weit entfernte Mbeya – nahe der Grenze zu Malawi – weiterzufahren. Die Distanzen hier im Westen Tansanias sind weit und immer wieder müssen wir unseren Dieselverbrauch sorgfältig planen, damit wir bei diesem Matschwetter nicht auf einmal “im Regen” stehen bleiben. Ab Sumbawanga kommen wir dann endlich wieder auf eine bessere Straße, die schlussendlich sogar in eine Teerstraße mündet. Nach Tagen auf matschigen Rüttelpisten und einigen Wasserdurchquerungen freuen wir uns wieder über die “langweilige” Teerstraße. Ab hier wird auch die Geldversorgung wieder besser und wir füllen erst einmal unsere Vorräte auf. Wir fahren entlang der Grenze zu Sambia Richtung Mbeya. Auf dieser Hauptstrecke sind nun wieder viele LKWs unterwegs und wir sehen viele Unfälle. Als vor uns ein voll beladener 40 Tonner bergab Vollgas gibt, ahnen wir schon nichts gutes. Luka meint nur, der Fahrer muss eingeschlafen oder total verrückt sein. Ich halte sicherheitshalber genügend Abstand. Nach knapp fünf Kilometern passiert dann das Erwartete. Der LKW muss unerwartet bergab aufgrund des Gegenverkehrs bremsen. Die Bremsen qualmen schon lange und fangen nun Feuer. Die ganze Kiste schiebt sich qualmend auf einen stehenden anderen LKW zu und kommt doch tatsächlich unmittelbar vor dem Totalcrash irgendwie zum Stehen. Fahrer und Copilot springen heraus und bearbeiten die Flammen mit dem Feuerlöscher. Ein wahnsinniges Schauspiel. Nur ein paar Kilometer später dann ein Unfall. Ein paar Stunden zuvor hat sich ein LKW bergab in einen entgegenkommenden LKW geschoben. Beide Fahrzeuge sind vollständig zerstört. Teile davon liegen entweder im Graben rechts und links oder noch auf der Straße. Wir sind der Meinung, dass mindestens ein Fahrer diesen Unfall nicht überlebt haben kann.

In Mbeya kommen wir im “Karibuni Center” unter, wo wir auf dem Parkplatz einer non-govermental Organisation unser Zelt aufschlagen. Am nächsten Tag machen wir in dieser größeren Stadt viele kleine Besorgungen, u.a. kaufen wir für Luka ein Moskitonetz, da er im “EG” des Autos schläft und die Mosquitos die letzten Tage deutlich zugenommen haben. In zwei Tagen werden wir uns dann Richtung Malawi aufmachen.

 

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